main content

Steine und ihre Bearbeitung

Die Bildhauer in Simbabwe haben zu der gewachsenen Materie STEIN eine ganz besondere Beziehung.

STEIN ist nicht nur das Material, aus dem eine Skulptur entstehen soll, sondern ein Teil der Natur, die ihre eigenen Regeln und Gesetze hat. Ob Steinbruch oder Findling – der Künstler nähert sich dem „Arbeitsmaterial“ mit ehrfürchtigem Respekt und einer meditativen Verbindung zur Mythologie des Stammes der Shona. Bei der Auswahl ihrer Steine bevorzugen sie ganz individuell bestimmte Steinbrüche und verbringen Stunden bei der Vorauswahl geeigneter Felsblöcke.

Meistens kann der Künstler die Grundstruktur der Skulptur im noch unbehauenen Stein bereits erkennen, der Rohling liefert ihm die Idee und die Arbeit entwickelt sich im Dialog mit dem Stein. Jede Maserung und jeder Riss jedoch kann der Skulptur eine neue Richtung geben. Der Künstler wird von der Idee geleitet, daß die Skulptur bereits im Stein vorhanden ist und es ist seine Aufgabe, ihre Form zu erspüren und dann mit seinen Mitteln aus dem Stein zu befreien.

Solche Vorstellungen hatten auch viele europäische Bildhauer – Michelangelo wird folgender Spruch zugeschrieben :

Es kann der größte Künstler nichts ersinnen,
was nicht der Marmor unter seiner Fläche längst enthält
und nur die Hand, die ganz dem Geist gehorcht,
enthüllt das Bild im Stein.

Die Arbeit am Stein beginnt, indem die Skulptur mit dem Läuferhammer grob geformt wird. Im zweiten Arbeitsgang werden die Feinheiten der Skulptur mit Hammer und verschiedenen Meißeln herausgeholt. Durch Raspeln und Feilen erhält das Werk seine endgültige Form und wenn sie eine glatte Oberfläche erhalten soll, wird sie noch mit verschiedenen Lagen Sandpapier bis zur Körnung 1000 bearbeitet. Soll die Skulptur eine dunklere Färbung erhalten und glänzen, wird sie erhitzt, mit Wachs bestrichen und dann mit einem weichen Tuch poliert. Durch das Wachs kommen Struktur und Farbe des Steins voll zur Geltung , wie bei einem Stein, der im Wasser liegt.

Der Einsatz von elektrischen Geräten ist verpönt. Alles wird ausschließlich von Hand bearbeitet, die etablierten Künstler lassen diese Arbeit oft von Schülern und
Assistenten erledigen – nicht nur zur Arbeitserleichterung sondern auch damit die Schüler ein Gefühl für den Stein entwickeln.

Besonders attraktiv wirkt die Skulptur, wenn einige Teile unbearbeitet oder nur grob gemeißelt belassen werden, dann entsteht eine Spannung zwischen polierter Oberfläche und der ursprünglichen rauhen Fläche des Steins.